Ethanol - fahren mit natürlichem Kraftstoff
Was ist Ethanol?
Ethanol oder Bioethanol ist in seiner Reinform nichts anderes als Alkohol. Es wird durch die Vergärung von Pflanzen gewonnen, die zuvor beim Wachstum bei der Photosynthese Kohlenstoffdioxid (also CO2) aufgenommen haben. Da Alkohol brennbar ist, kann dieser zum Antrieb von Motoren und Turbinen in sämtlichen Fahr- und Flugzeugen verwendet werden.
Dabei wird das zuvor aufgenommene Kohlenstoffdioxid wieder freigesetzt, ein klimaneutraler Kreislauf entsteht, bei der kein fossiles CO2 in die Atmosphäre gelangt.
In der Praxis werden dem Ethanol für Fahrzeuge allerdings ein geringer Anteil von fossilem Benzin (15%) beigemischt, da sonst Probleme beim Kaltstart und bei niedrigen Außen-temperaturen auftreten können. Die Bezeichnung dafür lautet E85 da der Kraftstoff 85% Ethanol enthält, gleich E10 mit 10% Ethanolanteil.
Teller oder Tank? Klimafreundlich?
Mit der Einführung von E10 wurde eine teilweise nicht ganz unberechtigte Kritik laut, dass die Ethanolge-winnung in Konkurrenz zum Lebensmittelanbau steht und u.a. für die Rohdung von Regenwälder ver-antwortlich ist.
Zugegeben macht es keinen Sinn, die Rohstoffe für Ethanol aus weit entfernten Ländern wie z.B. Brasilien oder Indonesien zu importieren, wo dort für den Anbau Regenwälder abgeholzt werden und sie mit dem Nahrungsmittelanbau konkurrieren.
Deshalb wurde von der EU eine Richtlinie zur Herstellung erneuerbarer Energien erstellt, die in Deutschland durch die Nachhaltigkeitsverordnung umgesetzt wird. Somit dürfen keine Regenwälder oder vergleichbare ökologische Flächen mehr für den Anbau von Rohstoffen für Ethanol verwendet werden.
Außerdem müssen mindestens 50% weniger Treibhausgase emittiert werden, als bei fossilen Kraftstoffen. Hierbei wird die Düngung, der Transport, die Produktion, Lagerung, Vertrieb und die eigentliche Verbrennung berücksichtigt. In Deutschland kann die Einsparung bei modernen Anlagen mit Kraft-Wärmekopplung sogar auf über 80% steigen.
Hinzu kommt, dass in Europa Ethanol aus vielen Abfallprodukten z.B. aus der Zucker-herstellung oder der Holzindustrie Ethanol gewonnen wird und die Abfallprodukte als Tierfutter weiter verwendet werden.
Betrachtet man also die ganze Kette, Abfallverarbeitung --> Effiziente Herstellung --> Nutzung der Abfallprodukte, so ist Ethanol zumindest in Europa schon lange keine Konkurrenz mehr für Nahrungsmittel.
In der Praxis
Viele Autos können nicht mit einem Kraftstoff fahren, dessen Ethanolgehalt höher als 10% ist (E10). Das Problem ist hierbei, wie teilweise auch beim E10, dass der Alkohol die Gummileitungen im Kraftstoffsystem angreift.
Bei einigen Autos reicht es aber aus, nur einen Sensor in der Kraftstoffleitung einzubauen und ein zusätzliches Steuergerät zu installieren. Das sogenannte Flex Fuel System misst den Ethanolgehalt im Kraftstoff und passt über das zusätzliche Steuergerät die Messdaten für den Motor an. Das Mischungsverhältnis zwischen fossilem Benzin und Ethanol ist hierbei egal, es kann also weiterhin mit herkömmlichen fossilen Benzin, aber auch mit reinem Alkohol (E100) gefahren werden. Für den südamerikanischen Markt werden viele Autos auch serienmäßig als FFV (Flex Fuel Vehicle) ausgeliefert da dort Ethanol als Kraftstoff weit verbreitet ist.
Positiver Nebeneffekt, Ethanol verbrennt kühler und ist somit schonender für den Motor. Zusätzlich wird auch weniger Feinstaub ausgestoßen und es lässt sich dank der höheren Oktanzahl mit der richtigen Einstellung die Leistung erhöhen.
Negativer Effekt, der Verbrauch steigt, da Alkohol nicht so energiehaltig ist wie fossiles Benzin.
Das größte aktuelle Problem ist die Verbreitung der Tankstellen für E85 in Deutschland. Seitdem ab 2015 die Besteuerung geändert wurde, kostet Ethanol um die 1,25€ pro Liter, und ist mit dem Mehrverbrauch somit wirtschaftlich hier zu Lande kaum noch sinnvoll und somit auch kaum noch an Tankstellen verfügbar.
Es ist für mich völlig unverständlich, dass sich eine scheinbar immer grüner werdende Politik hierbei nur starr auf Elektroautos fixiert und verhältnismäßig einfache Lösungen zur zumindest teilweisen starken Reduktion von Treibhausgasen im Verkehr ignoriert (oder ignorieren will).
In anderen Ländern wie z.B. Frankreich oder Schweden ist E85 ein fester Bestandteil zur Reduktion von Treibhausgasen und somit auch viel günstiger und flächendeckender zu bekommen.
So kostet in Frankreich der Liter Ethanol ca. 0,85€, was eine Ersparnis von ca. 0,90€ im Vergleich zu fossilem Benzin mit ca. 1,75€ bedeutet.